Braunschweiger Zeitung, Helmstedter Nachrichten
13. März 2018

Ein fulminantes Klangerlebnis

Helmstedt Die Bachkantorei Helmstedt begeisterte mit der Matthäus-Passion in St. Stephani.

Von Melanie Specht

<p>Bass-Bariton Stefan PD Runge (vorn stehend) hatte als „Jesus“ einen umfangreichen Gesangspart.</p><p style='text-align:right;'> Foto: Melanie Specht</p>

Bass-Bariton Stefan PD Runge (vorn stehend) hatte als „Jesus“ einen umfangreichen Gesangspart.

Foto: Melanie Specht

Mit mehr als 100 Mitwirkenden trug die Bachkantorei Helmstedt unter der Leitung von Propsteikantor Mathias Michaely am Sonntagabend zum ersten Mal die Matthäus-Passion in der nahezu gänzlich gefüllten Stadtkirche St. Stephani Helmstedt auf.

Die Anspannung beim Dirigenten und den Musikern schien groß. Durchaus berechtigt. Das auch als „Gipfelpunkt der musikalischen Kirchenmusikliteratur“ bezeichnete Werk zählt mit großem Abstand zu den bedeutendsten Arbeiten Bachs.

Die Mittel, die der Ausnahmekomponist für die musikalische Gestaltung der Leidensgeschichte Christi aufbot, lassen sich nur als gewaltig bezeichnen: Orchester und zwei Chöre, die im Wechsel mit fünf Solosätzen das Leben und Leiden Christi bis zum emotionalen Schlussgesang begleiten. Aus dem wechselseitigen Rufen, Fragen und Antworten erlangt das Meisterwerk eine Dramatik, die das Geschehen vergegenwärtigt.

Eine besondere Rolle nehmen hierbei die Chöre ein. Sie verkörpern verschiedene Rollen, treten als Priester, Jünger oder als Volk auf, wobei der Eingangs- und Schlusschor an sich bereits ein grandioses Meisterwerk darstellt. Kurz gesagt, nicht nur die üppige Besetzung, auch die rund 150 Minuten Aufführungsdauer stellen Musiker und Dirigenten vor eine wahre Mammut-Aufgabe.

Wie groß die Anspannung gewesen sein musste, konnte das Publikum am Ende gegen 21.30 Uhr nur erahnen. Fast meinte man, einen Kollektivseufzer der Erleichterung zu hören. Michaely und Bassbariton Stefan PD Runge, die gemeinsam die Matthäus-Passion vorbereitet hatten, traten sichtlich glücklich über das rundum gelungene Konzert im Schulterschluss vor das im Stehen applaudierende Publikum.

Überhaupt ließe sich das Musikerlebnis nur als einzigartig bezeichnen. Das Tandem Michaely und Runge verstand es meisterlich, Gefühl und Technik zu einem fulminanten Klangerlebnis zu formen. Zu einem Werk von höchster Ausdruckskraft, das es in der Region selten zu erleben gibt.

Und das mit nur vier Profimusikern. Lediglich Johanna Ihrig (Sopran), Sandra Janke (Alt) sowie die beiden Tenöre Christopher Renz und Christoph Pfaller waren als auswärtige Profis für das Konzert engagiert worden und punkteten mit Präzision und Gefühl neben den kongenial aufspielenden und singenden Musikern der heimischen Bachkantorei.

Die Bassstimme wiederum wurde mit Stefan PD Runge aus den eigenen Reihen gewohnt grandios besetzt. An der Orgel überzeugte zudem Almut Höner zu Guntenhausen. Ein Konzerterlebnis, von denen man sich als Zuhörer gern weitere wünscht.


Zur Startseite