Brahms-Requiems

Die Helmstedter Bachkantorei und das Berliner Orchester Camerata Instrumentale bei der Aufführung des Brahms-Requiems im November 2012 in der Stephani-Kirche.
Archivfoto: Volker Linne

Braunschweiger Zeitung, Helmstedt – 19. Januar 2016

Bachkantorei – der Name verpflichtet

Den Chor gibt es seit 50 Jahren.

Von Jürgen Paxmann

Wenn der Helmstedter Propsteikantor Mathias Michaely über die Bachkantorei spricht, dann schwingt viel Stolz mit: Stolz auf die 50-jährige Geschichte des Chors, auf sein Niveau und auf das Engagement seiner Mitglieder.

Im Jubiläumsjahr planen die 60 Sängerinnen und Sänger wieder besondere Konzerte. Bachs Kantaten etwa, Mozarts Requiem oder der Klassiker zu Weihnachten: das Weihnachtsoratorium – ein Muss für einen Chor, der sich diesen Namen gegeben hat.

Für Michaely ist Bach eine singuläre Erscheinung, in der Musik ein Maßstab für alles – und ein Auftrag an seinen Chor, entsprechende Qualität abzuliefern. „Der Name Bach ist einfach eine Verpflichtung.“

Dafür wird viel geprobt. Jeden Donnerstag – vor großen Projekten zusätzlich an Wochenenden und in Workshops. Hinzu kommen Einzelstimmen-Proben und die Arbeit mit dem eigenen Kammerorchester, das Michaely vor fünf Jahren aus der Taufe gehoben hat. Da spielen Musiker aus Helmstedt und der näheren Umgebung, aber auch aus Braunschweig, Salzgitter, Wolfenbüttel und Wolfsburg mit. Überhaupt nimmt die Bachkantorei für sich in Anspruch, in der Region einzigartig zu sein.

„Solche großen Werke wie die Matthäus-Passion, Händels ‚Messias‘ oder Orffs ‚Carmina Burana‘ können eigentlich nur wir aufführen“, betont Michaely. Wenn das Werk eine noch komplexere Besetzung erfordert, kommen Gesangssolisten oder das Berliner Orchester Camerata Instrumentale zu Hilfe.

Die Idee, Bachs Musik in Helmstedt zu singen, gab 1966 den Anstoß zur Gründung der Kantorei. Hervorgegangen aus vier Gemeindechören, entwickelte ihr Gründer, der Kantor Helmut Kruse, einen Klangkörper, der sich schnell einen Namen in der Braunschweiger Landeskirche machte.

Mathias Michaely

„Bach ist in der Musik Maßstab für alles und daher für uns ein Auftrag, Qualität zu liefern.“

Mathias Michaely, der als Propsteikantor auch die Bachkantorei leitet.

Nach der Übernahme durch Kirchenmusikdirektor Friedrich Peter-Isenbürger im Jahr 1972 erlebte der Chor bei einer Stärke von fast 100 Mitgliedern die erste Blütezeit. Es war eine Ära, in der viel Geld in den damaligen Zonenrand floss. „Heute sind dagegen alle Zuschüsse gestrichen. Wir arbeiten trotzdem weiter“, sagt Jochen Weihmann vom Förderkreis der Bachkantorei. Dessen Mitglieder helfen bei der Beschaffung von Notenmaterial oder beim Organisieren von Chorfreizeiten.

Seit 1994 steht Michaely am Dirigentenpult. Das Repertoire wurde durch ihn größer. In seiner Zeit fallen die erste Aufnahme einer CD („weihnachtliche Chormusik von Bach“) und Konzerte vor prominentem Publikum, zum Beispiel am 29. April 2010 bei der Gedenkfeier des 65. Jahrestags der Befreiung des KZ Bergen-Belsen.

Was die Sänger beim Singen empfinden und was sie von den drei Chorleitern gelernt haben, beschreibt Susanne Weihmann im Vorwort zur geplanten Jubiläumsschrift so: „Mit ihrer Hilfe haben wir uns bekannte Chorwerke erarbeitet und uns bisher Unbekanntes erschlossen. Sie haben das kulturelle Leben Helmstedts und auch unser Leben bereichert.“

JUBILÄUMS-PROGRAMM

Dem Festgottesdienst am 24. April mit Bachkantaten schließt sich ein Empfang für geladene Gäste an. Dazu zählt der frühere Kantor Friedrich Isenbürger.

Ein internes Fest für alle Kantoreimitglieder ist für den 18. Juni geplant.

Groß-Konzerte finden überdies statt am 20. November (Totensonntag, Mozart-Requiem) und am 18. Dezember (Weihnachtsoratorium mit ehemaligen Sängern).


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